Beschlussvorlage - 2023/0436

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

  1. Die zentrale Bedeutung des Projekts EMRLingua zur dauerhaften Etablierung einer grenzüberschreitenden Wissens- und Bildungsregion wird anerkannt.
  2. Die Verwaltung wird beauftragt, sich an dem vorgeschlagenen strukturellen Finanzierungskonzept der EMR zu beteiligen und die im Entwurf des Haushaltes zur INTERREG-Kofinanzierung enthaltenen Mittel hierfür haushaltsneutral bis zu einer Höhe von 30.000 € (davon bis zu 10.000 € Kofinanzierung des EMR-Büros und bis zu 20.000 € für die Finanzierung einer befristeten 0,25 VZÄ) einzusetzen.
  3. Die Verwaltung wird zudem über die Fortentwicklung des Projektes und die alternative Fördermittelakquise in der grenzüberschreitenden Bildungsarbeit im Herbst 2024 erneut berichten. Auf dieser Grundlage ist über eine Fortsetzung des Projektes zu entscheiden.
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Sachlage

Seit 01.03.2021 beteiligt sich die Verwaltung an der Umsetzung des INTERREG-Projekts EMRLingua (vgl. Sitzungsvorlage 2023/0103). Das Projektende war zunächst auf den 31.08.2023 festgelegt. Über den in der Sitzungsvorlage benannten Verlängerungsantrag wurde seitens der INTERREG-Behörde positiv beschieden, sodass die Projektbausteine noch bis zum 30.11.2023 umgesetzt werden können. Diese beinhalten folgende Arbeitsschwerpunkte:

 

  1. Förderung von grenzüberschreitendem Austausch in Form von Schüleraustauschen und dem Besuch außerschulischer Lernorte
  2. Verwaltung und Betreuung euregionaler Zertifizierungen von Schulen („Euregioprofilschule“ & „Euregioschool“)
  3. Entwicklung und Aktualisierung von mehrsprachigen Unterrichtsmaterialien sowie digitalen Tools

 

Die Verwaltung berichtet hiermit über den aktuellen Umsetzungsstand mit Blick auf das baldige Projektende:

 

Arbeitspaket (WP) 1: „Euregionales Koordinierungs- und Wissenszentrum für Nachbarsprachen und interkulturelle Kompetenzen“

Das Koordinierungszentrum im EMR-Büro in Eupen konnte als zentrale Anlaufstelle für euregionale Schulnetzwerke, Beratungs- und Weiterbildungsangebote sowie Fördermöglichkeiten und Unterrichtsmaterialien für alle 5 Teilregionen etabliert und auf diesem Weg die euregionale Bildung insgesamt gestärkt werden. Auf der viersprachigen Webseite www.emrlingua.de wurde während der Projektlaufzeit fortlaufend über Aktivitäten im Rahmen von EMRLingua informiert sowie zahlreiche Informationen für Lehrende und Lernende zu den Bereichen Unterrichtsmaterialien, Schulnetzwerke, außerschulische Lernorte und Fördermittel bereitgestellt. Die Webseite wird auch nach Projektende für mindestens weitere fünf Jahre zur Verfügung stehen, um die Nachhaltigkeit des Projekts zu unterstützen. Die Verantwortung hierfür trägt die Euregio Maas-Rhein.

 

Ein weiterer essentieller Arbeitsschwerpunkt im Rahmen von EMRLingua ist die Förderung der Nachbarsprachen und der interkulturellen Kompetenz durch die Unterstützung von Schüler_innenaustauschen. Ziel ist, mögliche Barrieren, in einer Nachbarregion zu arbeiten, zu verringern, die Chancen für den euregionalen Arbeitsmarkt zu erhöhen und das euregionale Zugehörigkeitsgefühl zu stärken.

Die Corona-Pandemie sowie die Flutkatastrophe führten dazu, dass grenzüberschreitende Austausche über einen Teil der Projektlaufzeit nicht möglich waren. Trotzdem konnten über den gesamten Förderzeitraum 71 Besuche außerschulischer Lernorte und Fahrten für 45 Schulen realisiert werden. Insgesamt profitierten 3.421 Schüler_innen von den Förderangeboten zu euregionalen Begegnungen.

 

Arbeitspaket (WP) 2 „Euregionale Labels und Zertifizierung“

Ziel war es, die euregionale Arbeit in den Schulen zu stärken und das Netzwerk der Euregio(profil)schulen zu erweitern. Während des Projektzeitraums konnten in der StädteRegion Aachen vier neue Schulen zertifiziert werden, so dass aktuell 26 Schulen das Label Euregio(profil)schule tragen (13 Grundschulen, 6 Gymnasien, 4 Gesamtschulen, 1 Realschule, 1 Hauptschule, 1 Berufskolleg). Neun Euregioprofilschulen haben im Projektzeitraum eine Rezertifizierung beantragt und erhalten. Die Qualität der Auszeichnung wird durch eine euregionale trinationale Zertifizierungskommission (mit Vertretung aus allen 5 Partnerregionen) und einer strukturierten Konsultation in einem Netzwerk von Experten sichergestellt. Dabei unterstützen die zu den Kreisen abgeordneten Lehrkräfte der Bezirksregierung Köln.

Zusätzlich erhielten fünf Euregioprofilschulen (GHS Drimborn, Rhein-Maas-Gymnasium, Gesamtschule Aachen-Brand, BK Nord, Maria-Montessori-Gesamtschule) eine Förderung in Höhe von je 10.000 € für eine sog. „Vertiefte Schulprofilentwicklung“, d. h.  für den Aufbau und die Umsetzung einer vielfältigen und intensiven Beschäftigung mit der Euregio Maas-Rhein im Schulleben. Schüler_innen sowie Lehrkräfte wurden für ein grenzüberschreitendes, interkulturelles Bewusstsein sensibilisiert und das Schulprogramm um euregionale Komponenten erweitert. Mit EMRLingua konnten Lehrerfortbildungen und Schulentwicklungsbegleitungen gefördert, bei der Suche nach einer Partnerschule unterstützt sowie die Euregioprofilschulkoordinator_innen durch die Einbindung weiterer Fachlehrkräfte entlastet werden. Hierdurch konnte das euregionale Angebot auf weitere Schulfächer und Klassenstufen erweitert werden. Insgesamt konnten 581 Schüler_innen an 29 grenzüberschreitenden Fahren teilnehmen und im Rahmen der vertieften Schulprofilentwicklung erreicht werden.

 

Arbeitspaketes 3 (WP 3) „Entwicklung von euregionalem Unterrichtsmaterial“

Zur Unterstützung der euregionalen Bildungsarbeit an Schulen wurde eine digitale Datenbank für euregionale Unterrichtsmaterialien entwickelt. Hier wurden vielfältige Unterrichtsmaterialien in verschiedenen Medienformaten (Audios, Videos, Unterrichtseinheiten, Arbeitsblätter) für alle Schulstufen der Grund- und Sekundarschulen zu Themen rund um die Euregio Maas-Rhein und zum Erlernen der Nachbarsprachen Französisch, Deutsch und Niederländisch zusammengetragen und zur Verfügung gestellt (www.emrlingua.eu).

 

Ein weiterer wichtiger Projektbaustein war die Entwicklung des GeoRegioEMR, eines multimedialen und dreisprachigen Lehrmaterials zur Euregio Maas-Rhein für Schüler_innen der Sek I und II (einschl. der Berufskollegs). Das GeoRegioEMR wurde auf die jeweiligen Rahmenlehrpläne der fünf Teilregionen der Euregio Maas-Rhein abgestimmt und wird auf Deutsch, Französisch und Niederländisch zur Verfügung stehen. Es ermöglicht interaktiven Unterricht über Ländergrenzen hinweg und fördert geographische, nachbarsprachliche, interkulturelle und digitale Kompetenzen. Damit ist es fächerübergreifend einsetzbar (neben dem Geographieunterricht auch im Fremdsprachen- oder bilingualen Unterricht). Bei der Konzeption wurde darauf geachtet, dass die Materialien auf verschiedenen Niveaustufen erstellt wurden, um Binnendifferenzierung im Unterricht zu ermöglichen.

Die inhaltliche Arbeit wurde im August 2023 abgeschlossen; auf der Abschlussveranstaltung des EMRLingua-Projekts am 08. November 2023 wird Lehrkräften aus der gesamten Euregio das Produkt vorgestellt, bevor es ab Januar 2024 auch im Unterricht nutzbar sein wird. Unter https://georegioemr.eu/ besteht schon jetzt die Möglichkeit, sich einen Eindruck vom GeoRegioEMR zu machen.

Die Verwaltung wird in der Ausschusssitzung das GeoRegioEMR präsentieren.

 

Arbeitspaket C (WP C) „Kommunikation“

Durch gemeinsam erarbeitete Werbematerialien und Publikationen, die Organisation von und die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen, z.B. Workshops und Nachbarsprachenkonferenzen, wurden die Aktivitäten des Koordinationszentrums und der Projektpartner_innen, wie z.B. die Zertifizierungen, die Schüler_innenaustausche und entwickelten digitalen Tools nach außen hin sichtbar und für Lehrkräfte zugänglich gemacht. Einen Überblick zu den Veranstaltungen findet sich auf der Webseite des Bildungsbüros www.staedteregion-aachen.de/emrlingua 

 

Ausblick

In der Sitzung vom 23.03.2023 hat der Städteregionsausschuss sich dazu bekannt, die euregionale Zusammenarbeit durch einen Folgeantrag über INTERREG VI Euregio Maas-Rhein weiterzuentwickeln (vgl. Sitzungsvorlage Nr. 2023/0103). Dem nachkommend hat die Verwaltung gemeinsam mit den weiteren Projektpartner_innen (EVTZ Euregio Maas-Rhein (EMR), Kreis Düren, Vogelsang IP, Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft (B), Kreis Heinsberg, Universität Maastricht – ITEM, Universität Leuven-Limburg UCLL, SVO I PL) eine Skizze für eine Anschlussförderung eingereicht. Bis Ende Juni 2023 sollte diese Skizze im Falle eines positiven Bescheids zu einem Vollantrag ausgearbeitet werden. Die Antragsfristen wurden zwischenzeitlich seitens der INTERREG-Behörde aufgehoben und es erfolgte bislang keine finale Rückmeldung zur Skizze bzw. eine Aufforderung zur Antragstellung. Entsprechend ist eine Folgefinanzierung und damit eine Fortführung der etablierten Strukturen und Aktivitäten ab Januar 2024 nicht sichergestellt.

 

Das EMR Büro konnte seinerseits eine vorläufige Weiterführung des Koordinierungszentrums in Eupen bis Mitte 2024 erwirken, sodass die bisherigen Aktivitäten im Rahmen von EMRLingua in einem stark reduzierten Umfang weitergeführt werden können. Die beteiligten Partner haben allerdings keine eigenen projektbezogenen Ressourcen. Ziel der EMR ist es, unter Beteiligung aller fünf Teilregionen in eine nachhaltige Partnerschaft inkl. Strukturfinanzierung überzugehen, um die geschaffenen Strukturen und Angebote langfristig sicherzustellen. Offen bleibt damit die Sicherung einer koordinierenden Stelle vor Ort, die die Kommunikation mit den städteregionalen Schulen übernehmen kann und als Schnittstelle zur EMR fungiert. Die bisherige Arbeit im Rahmen von EMRLingua hat gezeigt, dass diese Schnittstelle für eine reibungslose und erfolgreiche Zusammenarbeit essentiell ist. Zur Aufrechterhaltung des aufgebauten Netzwerks wäre eine Koordination vor Ort in der StädteRegion Aachen nötig. Mit einer (zunächst) bis zum 31.12.2024 befristeten 0,25 VZÄ im A 43 – Bildungsbüro könnten die Schulen vor Ort weiterhin in ihrer Arbeit unterstützt und in ihren grenzüberschreitenden Bildungsaktivitäten gestärkt werden. Diese Koordinationsstelle ist als Überbrückung bis zu einer möglichen erfolgreichen Interreg-Antragstellung gedacht. Über die Fortentwicklung der vernetzenden Tätigkeiten und der Fördermittelakquise wird die Verwaltung im Herbst 2024 erneut berichten.  

 

Mit EMRLingua konnte ein starkes Netzwerk zur euregionalen Bildungszusammenarbeit geschaffen werden, in dessen Zentrum die Koordinierungsstelle bei der EMR steht. Alle Projektpartner_innen wollen die euregionale Bildung weiterhin stärken und mehr junge Menschen an grenzüberschreitenden Angeboten teilhaben lassen. Ohne eine gesicherte Anschlussfinanzierung können die entwickelten Strukturen und Angebote nicht dauerhaft aufrechterhalten werden.

 

Rechtslage

Die Beteiligung an dem INTERREG-Projekt EMRLingua und einer möglichen Folgeförderung ist eine freiwillige Maßnahme.

 

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Personelle Auswirkungen

Zur Umsetzung des laufenden Projekts EMR-Lingua wurden 1,5 Personalstellen VZÄ vorgesehen. Eine Koordinierungsstelle 1,0 VZÄ wurde mit Projektbeginn, für die Dauer der Projektlaufzeit mit zusätzlichem Personal befristet besetzt. Für die weiteren 0,5 VZÄ wurde bestehendes Personal, insb. für Overhead- und Leitungsafgaben eingesetzt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist davon auszugehen, dass eine Folgefinanzierung über INTERREG VI nicht (zeitnah) erfolgen wird. Somit wird die im Rahmen des Projektes eingerichtete Koordinierungsstelle nicht gehalten werden können und das Vertragsverhältnis wird zum 31.12.2023 auslaufen. 

Damit die aufgebaute Unterstützung, Koordination und Beratung für die städteregionalen Schulen und die bisherigen Strukturen in ihren Kernelementen regional aufrechterhalten werden können, wäre perspektivisch eine befristete ca. 0,25 VZÄ in der Verwaltung nötig.

 

Finanzielle/bilanzielle Auswirkungen

Der Städteregionsausschuss hat bewilligt, dass der bisher erbrachte Kofinanzierungsanteil auch für eine Folgefinanzierung über INTERREG VI bis 2027 festgeschrieben wird (siehe Sitzungsvorlage-Nr. 2023/0103).

Die Verwaltung wird ermächtigt, die unter der Prämisse einer INTERREG-Förderung im Haushaltsentwurf 2024 veranschlagten Mittel bis zur Höhe von 30.000,- €  (Teilprodukt 943100, verschiedene Ertrags- und Aufwandskonten, Kostenstelle 543019) wie folgt in Anspruch zu nehmen: 10.000,- € Sachmittel, u.a. als Kofinanzierung der durch das EMR-Büro koordinierten Aktivitäten (s. Kostenplan in der Anlage) und 20.000,- € zur Finanzierung einer zunächst befristeten 0,25 VZÄ im A 43 – Bildungsbüro als Überbrückung bis zu einer möglichen erfolgreichen INTERREG-Antragstellung.


 

Soziale Auswirkungen

Die besondere geografische Lage der Städteregion Aachen in der Euregio Maas-Rhein eröffnet eine einzigartige Bildungslandschaft, die durch sprachliche und kulturelle Vielfalt gekennzeichnet ist. Durch die euregionale Förderung von Mehrsprachigkeit und interkultureller Kompetenz, wird Schüler_innen sowie Lehrkräften ermöglicht, die Potenziale dieser Grenzregion bestmöglich zu nutzen. Über die interkulturelle Verständigung und das Herausarbeiten von Gemeinsamkeiten und Unterschieden kann eine regionale Identität mit der Region in besonderem Maße erfolgen.

 

 

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Im Auftrag

gez.: Herr Terodde

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Anlagen

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