Mitteilungsvorlage - 2023/0581

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Beratungsfolge

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Sachlage

 

In der Sitzung des Verwaltungsausschusses im Juni dieses Jahres wurden die Mitglieder des Verwaltungsausschusses darüber informiert, dass das Senioren- und Betreuungszentrum der Städteregion Aachen in Eschweiler an dem Projekt GAP - Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege - teilnimmt. Die Mitglieder des Verwaltungsausschusses baten daraufhin um nähere Informationen zu diesem Projekt. Es handelt sich dabei um ein Projekt der Pflegebevollmächtigten des Bundes, als ein Beitrag zur konzertierten Aktion Pflege (KAP). Das Projekt soll Pflegeeinrichtungen dabei unterstützen, die Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeitenden in der Pflege, insbesondere unter dem Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf flächendeckend zu verbessern.

 

Schon vor der Corona Pandemie gab es einen Fachkräftemangel in der Pflege. Durch die Corona Pandemie wurde dieser noch verstärkt und die teils schlechten Arbeitsbedingungen in der ambulanten und stationären Langzeitpflege aufgrund absoluter Personalknappheit wie durch ein Brennglas sichtbar. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte muss daher prioritär sein, da sonst noch mehr überlastete Pflegekräfte aus dem Beruf aussteigen werden.

 

Die Personalbindung und Gewinnung ist von einer hohen Arbeitszufriedenheit abhängig. Aber trotz dieses Bewusstseins und des breiten Angebots an Fachliteratur, Fortbildungen, Online Plattformen und Best Practice Beispielen gelingt es vielen Unternehmen nicht, die Arbeitsbedingungen zu verändern. Ein Grund liegt darin, dass die Pflegeeinrichtungen nicht die nötigen personellen und zeitlichen Ressourcen bereitstellen können, um Veränderungen vorzunehmen. Meist hat man nicht die Zeit, sich im laufenden Betrieb mit bereits vorhandenen Instrumenten auseinanderzusetzen und das Unternehmen im Alleingang zu analysieren und umzustrukturieren. Diesen Einrichtungen bietet das Projekt eine externe, maßgeschneiderte Organisationsbereitung durch Dritte, die finanziell tragbar ist. Diese sich bietende Möglichkeit hat das Senioren- und Betreuungszentrum der Städteregion Aachen in Eschweiler im Mai 2022 wahrgenommen und sich an dem Projekt beteiligt. 

 

Das Projekt soll Klarheit über die eigenen Arbeitsbedingungen durch eine einrichtungsindividuelle Bedarfsanalyse und nachweisbar verbesserte Arbeitsbedingungen am Projektende liefern. Eine nachhaltige, interne Problemlösungskompetenz soll aufgebaut werden und die Attraktivität der Arbeit für bestehende und neue Mitarbeitende in der Pflege erhöht werden. Die Projektteilnahme ist aufgrund der Kofinanzierung durch Bundesmittel über die Pflegekassen einschließlich der Unterstützung bei deren Beantragung sehr kostengünstig.

 

Das Projekt GAP startete mit einer Bedarfsanalyse. In dieser Bedarfsanalyse wurde der Status Quo hinsichtlich der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten des SBZ ermittelt und verbesserungsfähige Bereiche wurden identifiziert. Parallel dazu wurde ein Selbstauskunftsbogen, in welchem die strukturellen Rahmenbedingungen in der Einrichtung abgefragt wurden, von der Einrichtung ausgefüllt. Geleitet wurde das Projekt durch externe Coaches, die eine kontinuierliche Begleitung des Projekts vor Ort garantierten. Der Coach stellte die Leitfäden des Projekts vor. Im Zuge des Projektes musste man sich für einen der Leitfäden entscheiden. Das Senioren- und Betreuungszentrum der Städteregion Aachen wählt den Leitfaden 1 "Arbeitszeit und Dienstplangestaltung" mit den Unterpunkten Arbeitszeitorganisation und Dienstplanerstellung.

 

Konkret wurde im Rahmen dieses Projektes die Arbeitszeit in der Pflege von der 6-Tage-Woche auf die 5,5 Tage-Woche umgestellt. Gleichzeitig wurde für die Übergabezeiten ein Rufdienst eingerichtet, der eine verbindliche Vertretungsregelung in Krankheitsfällen garantiert. 

 

In der Vergangenheit kam es leider oft vor, dass sich Mitarbeitende in Pflege kurz vor Dienstantritt krank meldeten. Dann oblag es der Bereichsleitung bzw. der verantwortlichen Schichtleitung, kurzfristig für Ersatz für die nächste Schicht zu sorgen. Dafür mussten die Mitarbeitenden in der Pflege spontan aus ihrer Freizeit gerufen werden, um sich zum Dienst zu verpflichten. Dies führte häufig zu großem Unmut. Auch waren oft die gleichen Mitarbeitenden betroffen, die für die kranken Kollegen eingesprungen sind. Diese Situation war sowohl für die Mitarbeitenden, die den Dienstplan neu regeln mussten, als auch für die Mitarbeitenden, die kurzfristig einspringen mussten, sehr belastend. Nun wird für die Übergabezeiten von Frühdienst zum Spätdienst, vom Spätdienst zur Nachtschicht und von der Nachtschicht zum Frühdienst, immer eine examinierte und eine nicht examinierte Pflegekraft in einem Vertretungsplan aufgeführt, auf den man im spontanen Krankheitsfall dann zurückgreifen kann. Für die Bereitschaft einzuspringen wird eine Rufbereitschaftspauschale gezahlt. So wissen nun einzelne Mitarbeitende, dass sie ggf. zum Dienst herangezogen werden können und können sich entsprechend darauf einstellen. Die übrigen Mitarbeitenden können sich aber darauf verlassen, dass ihre Freizeit auch tatsächlich respektiert wird.

 

Parallel dazu beabsichtigte man zunächst, die Dienste von der 6-Tage-Woche auf die 5-Tage-Woche umzustellen. Vor dem Projektbeginn arbeiteten die Pflegekräfte im SBZ Eschweiler 12 Tage am Stück und hatten dann ein freies Wochenende. Im Krankheitsfalle musste man aber ggfs. schon einmal in den freien Wochenenden einspringen, so dass es zu überlangen Arbeitsperioden kam. So beabsichtigte man, von der 6-Tage-Woche auf die 5-Tage-Woche umzusteigen, damit man nicht so lange Arbeitsphasen von 12 Tagen hatte. Für diese Umstellung von der 6-Tage-Woche auf die 5-Tage-Woche braucht man aber ein bestimmtes Verhältnis von Vollzeitkräften und Köpfen. Da im Senioren- und Betreuungszentrum der Städteregion Aachen aber sehr viele Pflegekräfte in Vollzeit beschäftigt sind, ist die Kopfzahl relativ gering. Die Umstellung auf die 5-Tage-Woche gestaltet sich aufgrund dessen äußerst schwierig. Deswegen einigte man sich mit der Projektgruppe, bestehend aus den Bereichsleitungen, der Pflegedienstleitung, der Mitarbeiterin für Qualitätsmanagement und der Heimleitung sowie der Personalratsvorsitzenden darauf, zunächst auf die 5,5-Tage-Woche umzusteigen. Dadurch wird jedem Mitarbeiter in der Pflege auf zwei Wochen ein weiterer zusätzlicher freier Tag gegeben. Diese Umstellung wird seit dem Sommer dieses Jahres praktiziert und läuft seitdem reibungslos.

 

Am Ende des Projektes wurde erneut eine Befragung der Mitarbeitenden in der Pflege zu den Arbeitsbedingungen durchgeführt. Der Vergleich von Erstbefragung und Evaluation zeigt, dass sich die Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden in der Pflege erheblich verbessert hat. Die Befragungsergebnisse, Informationen über die Projektorganisation und ein kleiner Besuchsbericht der Pflegebeauftragten des Bundes in der Einrichtung sind als Anlagen beigefügt.

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Im Auftrag:

gez.: Müller

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Anlagen

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