Mitteilungsvorlage - 2023/0072
Grunddaten
- Betreff:
-
Projekt "1000-Bäume" in der StädteRegion Aachen, Sachstandsbericht
- Status:
- öffentlich (Vorlage freigegeben)
- Vorlageart:
- Mitteilungsvorlage
- Federführend:
- A 70 - Umweltamt
- Antragstellend:
- Quadflieg, Lucas
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität
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Kenntnisnahme
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01.03.2023
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Sachlage:
Ende 2019 wurde auf Initiative der SPD-Städteregionstagsfraktion das Klimaschutzprojekt „1000 Bäume auf städteregionalen Grundstücken“ ins Leben gerufen, welches am 12.12.2019 vom Städteregionstag beschlossen wurde (SV-Nr. 2019/0572). Der Städteregionstag beschloss auch in den folgenden Jahren, dass dieses Pflanzprogramm in 2021 und 2022 fortgeführt wird, und zwar auf Grundlage des von der Verwaltung Mitte 2021 vorgestellten Planungs- und Realisierungskonzepts, vgl. SV-Nr. 2021/0278.
Das Projekt verfolgt insbesondere das Ziel, durch die Pflanzung von Bäumen eine CO2-Reduzierung als Beitrag zum Klimaschutz zu erreichen. Gleichzeitig soll auf diesen Flächen eine weitere ökologische Aufwertung durch die Entwicklung standorttypischer Lebensräume erreicht werden (Einbringen von Sträuchern, Anlegen von Wildwiesen und Feuchtzonen). Eine naturnahe Zusammensetzung einer Gehölzfläche mit einheimischen und ortstypischen Gehölzen gewährleistet am ehesten eine Entwicklung zu einem klimastabilen Wald und fördert eine große Biodiversität (Vielfalt an Pflanzen und Tieren).
Insgesamt wurden, resultierend aus dieser Beschlussfassung, bis Ende 2022 insgesamt 2.696 einheimische Laubbäume gepflanzt. Die noch fehlenden 304 Bäume werden noch bis zum Ende der laufenden Pflanzperiode Herbst 2022/Frühjahr 2023 auf Grundstücken der StädteRegion untergebracht. Entsprechend des von der Verwaltung 2021 vorgestellten Programms der kombinierten Wald-Gebüsch-Wiesen-Biotope wurden die Flächen zusätzlich mit 1.470 Sträuchern angereichert.
Standortwahl
Für das Projekt wurden Flächen herangezogen, welche ein hohes ökologisches Entwicklungspotenzial besitzen. Im Nordkreis wurden vorwiegend Offenlandgrundstücke genutzt, die auf Grund der jahrzehntelangen intensiven Nutzung wenig Strukturreichtum besitzen und eine sehr geringe Biodiversität aufweisen. Im Südkreis wurden teilweise mit standortfremden Fichten bestandene Forstflächen mit geringer ökologischer Wertigkeit in naturnahe Waldflächen mit einheimischen Gehölzen umgewandelt. Aufgrund der Trockenheit in den vergangenen Jahren und nachfolgender Borkenkäferkalamitäten sind hier flächig Nadelgehölze abgestorben.
Pflanzenauswahl und Pflanzenqualität
Für eine besonders homogene Entwicklung der Gehölzbiotope wurde eine breite Auswahl an Bäumen sowie Sträuchern gepflanzt (siehe Gehölzliste als Anlage 1). Diese wurden auf Grund folgender Kriterien ausgewählt:
- Nur autochthone Gehölze (Herkunft aus der Region)
- Anpassung an den jeweiligen Standort (Bodenverhältnisse, Höhenlage, Feuchte- oder Trockenheitsverhältnisse)
- Anpassung an klimatische Entwicklung, Mischung von klimaresistenten Arten)
- Blüten- und fruchttragende Sträucher (Förderung Insekten- und Vogelschutz)
Es wurden unterschiedliche Gehölzqualitäten gemischt, um eine frühzeitige Waldschichtung zu fördern.
Pflanzzeitpunkt
Der ideale Pflanzzeitraum erstreckt sich von Herbst bis in das Frühjahr (November bis März außerhalb von Zeiten mit Bodenfrösten). Die letzten Pflanzungen für die laufende Projektphase finden bis einschließlich März 2023 statt.
Umsetzung der Pflanzungen
Die Pflanzmaßnahmen einschließlich weiterer Maßnahmen zur Biotopentwicklung fanden auf folgenden Grundstücken in der StädteRegion statt (siehe auch Anlagen 2 und 3).
- Alsdorf/Souren Pley
Im Rahmen einer Biotopentwicklungsmaßnahme wurden nach Wiederherstellung eines über 6.000 m² großen Bergsenkungsgewässers einheimische Schwarzpappeln auf den ehemaligen Ackerflächen gepflanzt. Die Flächen wurden zusätzlich mit Wildsträuchern und Wildwiesen angereichert.
- Alsdorf-Neuweiler
Im Rahmen einer Biotopentwicklungsmaßnahme wurden nach der Herstellung einer größeren offenen Wasserfläche am Bergsenkungsgewässer Schwarzpappeln, Hundsrosen, Weißdorn, Haselnuss, Hainbuchen, Schneeball und Feldahorn auf ehemaligen Ackerflächen gepflanzt.
- Alsdorf/Schaufenberg
Auf einem Grundstück der StädteRegion Aachen wurden ergänzend zu einer Grünlandextensivierung Schwarzpappeln gepflanzt (zukünftig Nistmöglichkeit für Saatkrähen).
- Herzogenrath/Broichbachtal
Im Broichbachtal sind auf Grund der klimatischen Entwicklung und durch das Einwirken des Borkenkäfers die Fichtenbestände abgestorben. Für eine standorttypische Waldentwicklung wurden auf den Grundstücken Stieleichen- und Rotbuchenheister sowie Haselnuss, Holunder, Weißdorn und Vogelkirschen gepflanzt.
- Schulzentrum Herzogenrath
Ergänzend zu einer am Schulzentrum Herzogenrath angelegten Bienenweide wurden Schwarzpappeln in einem feuchten Bereich angepflanzt.
- Alsdorf/Ofden zwischen dem ehemaligen Bahndamm und der Broicher Mühle
Für eine naturnahe Waldrandentwicklung wurden auf einem ehemaligen Acker Stieleichen- und Hainbuchenheister gepflanzt.
- Alsdorf/Ofden „Moll Wald“
Im sog. Moll Wald sind einige größere Bereiche durch das Absterben der dortigen Fichten betroffen. Hier wurden Stieleichen, Weißdorn, Vogelkirschen und Eiben als Heister sowie Winterlinden-Hochstämme gepflanzt.
- Baesweiler-Altmerberen
In der Nähe der Naturdenkmalallee in Baesweiler-Altmerberen wurden Schwarzpappeln gepflanzt.
- Eschweiler-Weisweiler Park
Nach dem Hochwasser 2021 wurden im Weisweiler Park in Eschweiler Winterlinden gepflanzt.
- Würselen/Schweilbacher Straße
Auf einem neuerworbenen Grundstück der StädteRegion Aachen wurden Winterlinden-Hochstämme gepflanzt.
- Würselen/Fahrloch
Auf einem Grundstück der StädteRegion Aachen standen bis vor wenigen Jahren noch Nadelgehölze (Fichten und Kiefern). Da sich in den letzten Jahren überwiegend Adlerfarn und Brombeeren entwickelt haben, wurden hier weitere Gehölze als Initialpflanzung eingebracht. Es wurden Esskastanien, Stieleichen, Holunder, Hainbuchen und Vogelkirschen gepflanzt.
- Monschau Höfen „Am Berg“
Entlang des Kluckbachs in Monschau wurden größere Bereiche von Fichten freigestellt. Um einen naturnahen Hangwald bzw. Auenwald zu entwickeln, wurden Stieleichen, Hainbuchen, Vogelkirschen, echte Traubenkirschen, Spitzahorne sowie Winterlinden-Hochstämme gepflanzt.
- Monschau Rohren „An der Keerele“
Am Holderbach wurde 2020 ein Fichtenbestand entfernt. Für eine naturnahe Auenentwicklung wurden Erlen eingesetzt. An etwas höher gelegenen trockeneren Standorten wurden zusätzlich Stieleichen, Rotbuchen, Vogelkirschen, Gewöhnliche Traubenkirschen und Winterlinden-Hochstämme gepflanzt.
- Monschau Höfen „Grüschlisch“
Entlang des Holderbachs wurden in den feuchteren Bereichen Stieleichen gepflanzt. In den erhöhten und deutlich trockeneren Bereichen wurden außerdem Winterlinden-Hochstämme und Rotbuchen-Heister gepflanzt, um aus dem ehemaligen Fichtenbestand einen naturnahen Wald zu entwickeln.
- Simmerath Eicherscheid
Die StädteRegion hat im Jahr 2022 zwei Grundstücke mit einer alten Obstwiese gekauft. Der Restbestand an sehr alten Bäumen wurde durch weitere Apfelbäume alter Apfelsorten ergänzt.
Wo erforderlich, wurde ein Teil der gepflanzten Heister durch Schutzhüllen aus Holz vor Wildschäden geschützt. Alle Hochstämme wurden durch einen sog. Dreibock vor Windwurf gesichert. Diese werden nach 3-5 Jahren abgebaut.
Fazit
Das bisher über drei Jahre laufende Projekt „1000 Bäume“, integriert in die Entwicklung ökologisch wertvoller Lebensräume, war erfolgreich. Es konnte eine Vielzahl von Grundstücken mit einheimischen und standorttypischen Bäumen aufgewertet werden. Von den geplanten 3.000 Bäumen bis Ende der laufenden Pflanzperiode Herbst 2022/Frühjahr 2023 konnten 2.696 Stück in die Erde gebracht werden. Die restlichen 304 Bäume werden bis Ende März 2023 gepflanzt. Hierfür und für weitere Pflanzungen in 2023 stehen noch städteregionale Grundstücke zur Verfügung bzw. laufen Kaufverhandlungen zum Erwerb neuer Grundstücke. Wie schon 2021 im Planungs- und Realisierungskonzept ausgeführt, ist für weitere Gehölzpflanzungen im großen Maßstab der Kauf zusätzlicher Flächen erforderlich. Die Akquise geeigneter Grundstücke wird aber zunehmend schwieriger, da keine Grundstücke erworben werden sollten, die von den Kommunen für ihre ökologischen Ausgleichsverpflichtungen genutzt werden können.
Ausblick:
Die Verwaltung ist 2023 bestrebt, so viele Bäume und Sträucher wie möglich zu pflanzen. Der Erwerb von Grundstücken ist ein limitierender Faktor, weshalb sich die Verwaltung dafür ausspricht, vorhandene Gelder für Biotopverbundmaßnahmen einzusetzen. Grundlage für diese Maßnahmen ist die 2019 fertiggestellte Biotopverbundplanung. Ein entsprechendes Konzept wird für den nächsten Umweltausschuss vorbereitet.
Rechtslage:
Es handelt sich um eine freiwillige Aufgabe.
Personelle Auswirkungen:
Die Organisation zu den Pflanzmaßnahmen und die Auftragsvergabe erfolgen mit vorhandenem Personal.
Finanzielle/bilanzielle Auswirkungen:
Für die Finanzierung der Pflanzungen und der Pflegearbeiten einschließlich der Biotopentwicklungsmaßnahmen standen auf dem Sachkonto A/521162 „Maßnahmen des Natur- und Landschaftsschutzes“ (Produkt: 13.04.01 Landschaftsentwicklung und Artenschutz) entsprechende Haushaltsmittel zur Verfügung. Erforderliche Grundstückskäufe wurden über das Sachkonto 024103 „Zugänge zu Grund und Boden“ (Produkt 09.03.01 Landschaftsplanung) abgewickelt.
Ökologische Auswirkungen:
Durch die Anpflanzung von standorttypischen Gehölzen kann ein aktiver Beitrag zum Klima- und Naturschutz geleistet werden. Die Bäume binden schon zu Beginn ihrer Wuchsphase klimaschädliches Kohlenstoffdioxid. Bereits nach wenigen Jahren sind sie Teil einer naturnahen Biotopentwicklung und dienen durch ihre Blüten, Früchte und anderen organischen Stoffe als Nahrungsspender für Säugetiere, Vögel, Käfer und übrige Insekten. Weiterhin senken sie die Temperatur ihrer Umgebung, speichern Wasser, schützen Boden vor Erosion und produzieren Sauerstoff.
Eine Entwicklung von klimastabilen Wäldern und Gehölzbeständen ist nicht nur als Lebensgrundlage für den Menschen von enormer Wichtigkeit. Auch Tiere profitieren von eben solchen Lebensräumen, in denen sie ausreichend Nahrung finden und sich weitestgehend ungestört entwickeln können.
Im Auftrag:
gez.: Lo Cicero-Marenberg
Anlagen
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48,4 kB
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